Das Jahr 2005
„Ein Jahr voller Veränderungen“

Anfang Januar ritt ich einen Springlehrgang bei Elmar Pollmann-Schweckhorst (Bruder von Alois) bei uns auf der Anlage mit. Es war ein tolles Wochenende und wir haben viel gelernt!
 

Dann stand ein verrücktes Wochenende bevor. Am 28. Januar waren zwei Freundinnen bei mir, zusammen feierten wir in meinen Geburtstag rein. Früh morgens am 29. Januar fuhren wir in den Stall und packten alles zusammen. Denn heute stand der UMZUG bevor! Rubi zog um, in einen Stall bei mir im Ort (eigentlich auch nur 10 Minuten vom alten Stall entfernt :D ) ein. Das neue Zuhause heißt: Hofgut Liederbach!

Also, gesagt getan. Alles verstaut und los ging’s mit Rubi und allen 7 Sachen. Nach 10 Minuten Fahrt waren wir auch schon da *gg* Rubi hat sich sofort in seiner neuen Box super wohl gefühlt. Nach ca. zwei Stunden holte ich ihn auch schon wieder raus und machte ihn fertig, denn an dem Wochenende hatten wir auch noch Lehrgang bei Michael Klimke! Der gab an dem Wochenende im neuen Stall einen Lehrgang. Der erste Tag war klasse, es gab eine Menge hilfreicher Tipps. Dann Rubi fertig gemacht und selber ab nach Hause. War dann späten Nachmittag noch mal da um zu schauen, ob alles ok ist. Abends ging ich dann mit meinen Freunden meinen Geburtstag feiern und kam erst um 7 Uhr in der früh am Sonntag wieder nach Hause. Ja, um 12 Uhr war schon wieder Lehrgang. Was soll ich sagen, es war gut und Rubi war klasse, aber ich selber fühlte mich nicht so richtig gut. Nach dem ich Rubi versorgt hatte, fiel ich erst mal in mein Bett und ging später noch mal zu ihm.
 

Rubi lebte sich sehr schnell ein und fühlte sich sichtlich wohl. Sein Weben (ja, er ist ein Weber) hat seit dem Umzug deutlich nachgelassen und ist heute fast komplett verschwunden. Er genießt die Ruhe, die bei uns im Stall ist und die Abwechslung, die ich ihm versuche zu geben.

Im März sollte dies sich dann kurz ändern. Wir haben für die Springstunde in der Halle aufgebaut. Da ich erste Gruppe war, sollte ich früher fertig machen gehen. Also habe ich Rubi fertig gemacht, bin in die Halle, habe meinen Helm auf die Bande gelegt (!!) und bin mit Rubi zu einem Wellenplankensprung gegangen den ich ihm zeigen wollte. Vor ihm stand ein Sprung, rechts von ihm der Wellenplankensprung. Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich gemacht habe, ich glaube Bügel eingestellt. Auf jeden Fall stand ich noch neben dem Pferd. Ich vermute, dass sich Rubi erschreckt hat, vor etwas an der Tür (auch rechts von ihm).

Ich habe nur noch ein Stoßen gemerkt, wie ich auf den Boden fiel und wie ich Rubi vor mir, dann über mir sah, dann fühlte ich nur noch Schmerzen, tierische Schmerzen. Ich sah wie Rubi auf meinenFuß sprang, mit dem anderen Hinterbein in meinen Bauch und merkte, wie einige Hufspuren hinter meinen Kopf seine Vorderfüße landeten… In dem Moment habe ich gedacht, er hätte mir alle Rippen gebrochen. Diese Schmerzen im Bauch waren in dem Moment einfach nur höllisch! Ich konnte nicht sofort aufstehen, dann sah ich, das Rubi mit dem Hengst von einer Bekannten durch die Halle schoss. Sie hatte ihn ja losgelassen. Ich bekam totale Panik, dass noch mal ein Pferd „zu nahe kommt“. Ich wollte aufstehen, merkte aber dann, dass mein Fuß mich nicht mehr halten konnte. Vor Schreck viel ich gleich wieder hin. Ein Mädel aus dem Stall hat Rubi dann eingefangen und in die Box gebracht ,mein Papa fuhr mich erst nach Hause, denn ich wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus. Irgendwie haben wir dann die Stiefel ausgezogen und sind dann doch sofort ins Krankenhaus gefahren.


Die Ärzte hielten mich 3 Tage nüchtern. Ich durfte weder was essen noch was trinken, meine Blutwerte waren schlecht, erst später haben sie mir erzählt, dass sie den Verdacht gehabt haben, dass meine Bauchspeicheldrüse verletzt sei. Aber dieser Verdacht hat sich dann Gott sei Dank nicht bestätigt. Wundersamerweise habe ich am Bauch bis auf einen schönen blauen Hufabdruck nichts gehabt.
Nunja, nur mein rechter Fuß, Rubi hat mir schön sauber den Innenknöchel abgetrennt. Der wurde eine Woche später in einer Operation zusammen gedrahtet und dann hieß es erst mal 6 Wochen nicht belasten, was für mich die HÖLLE war! Insgesamt lag ich 1 Woche im Krankenhaus.

Hier mal ein Röntgenbild von meinem Fuß mit Draht

 

Was ich nicht wusste, was meine Mama mir absichtlich nicht erzählt hatte, dass es Rubi nicht so gut ging. Er ließ sich von keinem mehr wirklich anfassen, wollte keine Möhren oder sonstiges. Er stand den ganzen Tag so richtig teilnahmelos am Fenster. Der kleine Mann stand wirklich unter Schock!! Ich meine, wenn man das mal so sieht, er tritt auf mich drauf, hört wie ich schreie, weiß dass das nicht richtig war, eine fremde Person fängt ihn ein und bringt ihn in die Box und ich komme erst mal nicht mehr in den Stall.

Ich weiß, dass er das sicherlich nicht absichtlich gemacht hat und ich bin und war ihm niemals böse dafür. Mein erster Weg aus dem Krankenhaus ging auch direkt zum Stall, im Rollstuhl. Nach einem kurzen Schnalzen wurde ich mit einem Brummeln und großen Kulleraugen begrüßt. Ich war natürlich jeden Tag da, habe mich, so gut es ging, um ihn gekümmert. Er war auch irgendwie sehr, sehr vorsichtig zu mir.

Trotzdem war es komisch, Rubi ließ sich einfach nicht von meinem Reitlehrer Carl reiten. Diese Probleme hatte er allerdings auch vorher schon mal gemacht. Rubi steigt oder bockt nicht, er reißt den Kopf hoch und lässt sich nicht mehr steuern. Wenn es ihm immer noch nicht passt, bleibt er auf einmal stehen fängt an rückwärts zu rennen und sich wie ein Westernpferd wie verrückt auf der Hinterhand zu drehen. Und je mehr man versucht ihn anzuhalten, umso schlimmer wird es.

Die Leute fingen an zu reden, ich soll den „Mistbock“ doch verkaufen, fragten mich „was ich mit so einem bekloppten Pferd wollte“ und versuchten mir einzureden, dass mein Pferd nicht ganz klar im Kopf sein. Diese Leute wollten auch meinen Eltern davon überzeugen, dass das Pferd „zu gefährlich für mich sei“. Doch ich und meine Eltern glaube an meinen Rubi, wir wussten, dass er nicht „verrückt“ ist!

Diese Leute übrigens, die heute noch zu ihrem damaligen Wort stehen, sagen heute, dass sie Respekt vor mir und meiner Leistung mit diesem Pferd hätten und NIE gedacht hätten, dass aus diesem Pferd noch was wird.

Es war dann soweit, dass keiner mehr Rubi reiten wollte. Und so kam es dann, dass er von Ende März bis Mai nur auf dem Paddock und der Koppel stand.

Nach 6 Wochen durfte ich dann endlich mit der Teilbelastung anfangen, sollte innerhalb 7 Tage von 0 auf 100% kommen. Erst langsam anfangen und dann immer ein bisschen mehr. Ich glaube am 6 Tag schmiss ich die Krücken in die Ecke und sagte zu meinen Eltern „Schaut, ich kann laufen!!“

Am nächsten Tag, es war der 7. Mai war es dann soweit, ich habe Rubi das erste mal wieder geritten. Hatte mir natürlich noch schön ne Erkältung eingefangen, aber das war mir egal. Das Reiten verlief super, auch wenn ich noch keine wirkliche Kraft im Bein hatte. Rubi war auch super brav, wollte zwar einmal „Zicken“ , merkte aber dann wohl, dass ich ja oben drauf saß. Bis ich wirklich „lahmfrei“ gelaufen bin, hat es noch Monate gebraucht.

Wir fanden ziemlich schnell wieder ins Training zurück und fast 4 Wochen nach dem ich das erste Mal wieder geritten bin, ritt ich mein erstes Turnier im Jahr 2005. Es war der 11. Juni in Friedrichsdorf, ich hatte eine Dressurreiter A und Dressurreiter L genannt. Mir war schon etwas mulmig vor der Dressurreiter A. Fragt mich warum. Aber als ich mit einer 7,6 raus kam und 4. damit wurde, war alles verflogen :)

Und in der Dressurreiter L lief Rubi traumhaft und wir wurden 3.!

Kurz darauf konnte ich eine A-Dressur gewinnen. Bald folge meine dritte L-Platzierung mit Rubi und somit hatte ich mir mein LK 4 erritten. Ein paar Wochen später wurde ich in einer Kandaren-L KÜR sogar 3.


Im Sommer fingen wir auch wieder mit dem Springtraining an. Am Anfang nur ein paar Sprünge, weil mein Fuß noch nicht so die Kraft hatte. Weiteres Highlight war mein Stil-E Sieg mit 8,2 und ein 2. Platz im Stil-A (trotz Abwurf, ohne hätten wir gewonnen). Zu den 6 Stil-E Platzierung kam noch eine weitere Stil-A Platzierung (5. Platz) dazu.

 

Im Oktober ritt ich dann mein letztes E-Springen. Ich wollte mich im kommenden Jahr dann auf LK 5 hochstufen lassen. Ich wurde mit einer 7,2 noch einmal 3.


Im Dezember ritt ich noch mal ein Lehrgang und zwar beim Hessischen Kadertrainer Herr Scholten. Es waren drei verdammt harte Tage, aber wir haben echt so was von viel gelernt!!!

Mitte des Jahres wechselte ich auch den Trainier, ich ritt ab sofort bei Kristof. Wir haben so viel in der Zeit bei ihm gelernt. Zusammen brachten wir Rubi im Wintertraining auf den Stand von M-Dressur.

Auch wenn dieses Jahr nicht schön begonnen hat, so wurde es doch zum Ende hin immer schöner.

 

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