Walzerprinz
1992 - 2010

Geritten von November 2005 bis 23. Juni 2006
Im Besitz der Familie Seufer

Im November 2005 trat ein weiterer Fuchs in mein Leben. Einer, von dem ich nie gedacht hätte, dass er mir mal so viel bedeuten würde. Er stand schon länger bei uns und der arme Kerl musste fast ein halbes Jahr wegen einer Hufoperation stehen. Ende des Jahres fragte mich seine Besitzerin, ob ich ihn nicht reiten will. Ich dürfte ihn antrainieren und könnte ihn oft reiten, wenn ich wollte. Ufff, natürlich wollte ich das, aber ich war schon etwas skeptisch. Walzer war ein sehr kräftiges Pferd und für mich auch sehr groß :) Nach so langer Pause wieder antrainieren, ob der brav sein würde? Doch Walzer bewies mir von der ersten Sekunde an, dass er die Sanftheit in Person war.

Walzer heißt richtig „Walzerprinz“ und ist 1992 geboren. Er ist ein Zweibrücker, ca. 175 cm groß, sein Vater ist Walzertakt und Muttervater ist Argewohn I. Walzer hat mehrfach M/B-Springen und M/A gewonnen, ist bis S** platziert und S*** gelaufen.

Einige Springreiter hier in der Gegend kennen Walzer. Er ging vorher unter Richard Murmann jun. und blieb den meisten durch seine extreme Wendigkeit im Gedächtnis. Walzer ist ein richtiges Lehrpferd also und dazu noch bildhübsch! Vom ersten Moment an, hatte er mein Herz erobert. Dabei haben wir viel durchgemacht. So ritt ich ihn also, Tag für Tag. Erst 5 Minuten, traben, dann 10 Minuten und dann immer ein bisschen mehr. Er war eine Seele von Pferd und es hat mir so einen Spaß gemacht ihn zu reiten! Mir machte das Reiten auf ihm immer mehr Spaß. Klar war es mit zwei Pferden auch mal ziemlich stressig, bin teilweise nicht vor 21 Uhr aus dem Stall raus gekommen, aber für ihn habe ich das gerne gemacht.

Im März ritten wir unsere erste Springstunde. Upps, die klappte gar nicht, was sicherlich NICHT an dem Pferd sondern an mir lag. Ich versuchte ihn einfach zu ruhig zu reiten und dementsprechend „schoss“ er danach auch ab. Also mir kam es vor, als ob er um sein Leben rennen würde, dabei hatte er nur eine große Übersetzung und so kamen mir die etwas schnelleren großen Galoppsprünge einfach rasant vor. Ich merkte auf einmal, dass solche Pferde nicht wirklich einfach sind. Zu Hause stellte mich Walzer immer auf die Probe und ich zweifelte schon an meinen „Springkünsten“ weil es teilweise gar nicht funktionierte. Also er sprang zwar fast immer, aber immer in einer Hektik und wir kamen so oft unpassend zum Sprung. Ich verhielt mich aber auch genauso, wie man es bei solchen Pferden nicht machen sollte. Anstatt einfach ruhig zu bleiben und die Hand normal dran zu lassen, wurde ich immer panischer und fing vorne an zu ziehen. Das passe Walzer (selbstverständlich) nicht und er fing an den Kopf hoch zu reisen und noch schneller zu werden.

So beschlossen wir, dass ich mal zu Richard Murmann fahre und bei ihm trainiere, denn er kennt das Pferd ja in- und auswendig. Gesagt getan und von dem Moment an habe ich beim Richi trainiert, denn da hat es zu 90% immer geklappt und es machte mir dann Spaß mit Walzer zu Springen. Es klappte immer besser und wir wuchsen zu einem Team zusammen.

Im Mai stand unser erstes Turnier in Wiesbaden Kloppenheim an. Genannt war ein A-Springen und ich habe mich getraut zwei L-Springen zu nennen. Nun gut, das A wollte ich dann reiten, aber die L eigentlich nicht, weil ich einfach Schiss hatte, die Kontrolle über ihn zu verlieren. Pünktlich zum A-Springen hat es angefangen zu regnen... War ja klar! Abspringen verlief eigentlich gut. Im Parcours, ey ich sag euch, was war ich aufgeregt! Sprung 1 war leider schon etwas dicht aber der Rest verlief super und wir blieben ohne Strafpunkte. Ja, also THEORETISCH :D Wir haben keine Stange berührt, aber anscheinend war ich so langsam unterwegs, dass wir 2 ½ Fehler wegen Zeitüberschreitung bekommen haben *lach* So viel zum Thema: „Kontrolle verlieren“.

Ich war im Zwiespalt, reite ich das L nun oder nicht? „Na gut, wenn ich es jetzt nicht reite, werde ich nie eins reiten!“ habe ich mir gedacht. Und ich muss euch sagen, am Einritt wäre ich lieber gestorben. Ich habe mich gefragt, was ich da überhaupt mache und ob ich nicht einfach wieder wegfahre, ohne zu reiten. Doch da war ich schon aufgerufen. Und was soll ich sagen, Walzer hats mir einfach gezeigt, wie es geht! Wir hatten ein Fehler, ich habe ihn einfach zu dicht geritten und dazu kamen mal wieder 2 Fehler wegen Zeitüberschreitung :D Aber ich war sooooo glücklich, dass ich es überlebt habe *gg* Am Sonntag stand dann das zweite L an. Abspringen war ok, im Parcours bin ich Blindfisch gleich viel zu dicht an den Ersten geritten, aber Walzer hat es gerettet. Und im Verlauf des Parcours habe ich mich gezwungen, ihn einfach ein bisschen mehr gehen zu lassen. Und siehe da, wir wurden ZWEITE!!!  Wie nahmen noch in Villmar an einem Turnier teil, auch zwei L-Springen. Im ersten war er super nur da habe ich ihn zu dicht zum 2er geritten und die Stange fiel halt. Auch im zweiten Springen bin ich Dussel einfach an dem einem Sprung vorbei geritten *peinlich* Aber insgesamt war Walzer einfach super!!

Ja, das sollte unser letzter gemeinsamer öffentlicher Auftritt gewesen sein. Walzer wurde krank, sein rechtes Hinterbein wurde von heut auf morgen einfach mega dick. Es ähnelte schon einem „Mamutbein“. Vom Sprunggelenk bis zum Huf hatte das Bein eine Dicke... Und dazu hat es dem großen Mann noch ziemlich weh getan. Ich war also morgens vor der Arbeit da, in der Mittagspause sowie nach der Arbeit um ihn zu führen und zu betüddeln. Und das fast zwei Wochen lang. Doch es wurde, und wurde nicht besser. Im Gegenteil. Irgendwann ging es nicht mehr und so fuhren ihn die Besitzer in die Klinik, wo er auch eine Woche blieb. Dort wurde er gut behandelt und die Schwellung ging schon sehr gut zurück. Für den Rest meinte der TA, sollte ich ihn einfach wieder reiten. Das wäre besser für das Bein. Das tat ich dann auch und trainierte ihn langsam wieder an. Dann fing er auf einmal an zu lahmen und es wurde ein Hufgeschwür vorne diagnostiziert, genau an dem Huf wo er schon die OP hatte. Damals war es auch ein Geschwür, was unter dem Kronrand saß und nicht rausgewaschen ist. Und so führte ich wieder Schritt, fast 3 Wochen und es wurde und wurde nichts. In dieser Zeit wuchsen Walzer und ich immer mehr zusammen. Ich lernte „das Pferd zu verstehen“ und wollte ihn einfach nicht mehr missen. Er war ja wirklich wie ein eigener für mich.

Und dann kam der Tag, der alles verändern sollte. Am Donnerstag den 22. Juni kam die Besitzerin zu mir. Sie erzählte sie mir, dass sie Walzer für 3 Monate erst mal auf die Koppel stellen will. Sie merkt, dass er so Atemprobleme hat und da er schon mal eine Lungenspülung hatte, will sie das nicht noch mal. Ok, ich habe auch gemerkt das er in letzter Zeit schwerer geatmet hat, habe es aber aufs warme Wetter geschoben. Ich war zwar schon sehr traurig, habe auch ein wenig geweint, aber ich wusste, dass es für die Gesundheit des Pferdes das Beste wäre!! Am Freitag den 23. Juni fuhr Walzer dann schon morgens vom Hof. Ich hatte noch nicht mal Gelegenheit mich richtig zu verabschieden, da ich ja in der Schule war.

Hier findet ihr Bilder von Walzer und mir